Neuropsychologie des Stresses: Verletzung psychischer Grundbedürfnisse

Werden eine oder mehrere der vier Grundbedürfnisse des Menschen verletzt, nehmen sie Krisensituationen sehr unterschiedlich wahr. Es gibt jene, die mit solchen Situationen besser umgehen können und solche, die es eben nicht können. Wie wir in Stress-Situationen reagieren, hängt mit unseren Erfahrungen zusammen.
Die vier psychologischen Grundbedürfnisse

Die vier Grundbedürfnisse des Menschen

Warum wir bei Veränderungen mit Stress reagieren? 

 

Neuropsychologisch ist das sehr gut erklärbar. Nach Klaus Grawe und Seymour Epstein sind bei allen Menschen vier psychische Grundbedürfnisse angelegt.
Dazu zählen die Bedürfnisse nach …

 

  • Orientierung und Kontrolle
  • Bindung und Zugehörigkeit
  • Selbstwertschutz und Selbstwerterhöhung und
  • Lustgewinn und Unlustvermeidung.
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Werden diese Grundbedürfnisse verletzt oder dauerhaft nicht befriedigt, kann dies unsere psychische Gesundheit und unser Wohlbefinden beeinträchtigen bzw. sogar schädigen. Schauen wir auf die derzeitige Situation der Corona-Krise, stellen wir fest, dass ein oder mehrere dieser Grundbedürfnisse verletzt sind.

 

Viele Menschen haben das Gefühl, selbst nichts mehr unter Kontrolle zu haben, es fehlt an Orientierung. Viele wissen nicht wie und wann es weiter geht, wir können nicht einfach den nächsten gewohnten Urlaub planen. Wir müssen die Entscheidungen der Regierung befolgen. Viele Fake-News geistern im Netz herum. Es wird immer schwieriger zu beurteilen, was richtig oder falsch ist. Jeder beurteilt die Situation mit seiner Referenzbrille, je nachdem welche Erfahrungen jemand mit Krisen bereits gemacht hat.

 

Jeder ist gezwungen zu “social distancing”, doch wir Menschen wünschen und brauchen das Gefühl der sozialen Nähe, ganz besonders jetzt, wo wir räumlich getrennt sind.

 

Mit der neuen Art zu arbeiten, dem ungewohnten Home-Office, erleben manche Menschen ebenfalls Stress. Denn alle müssen teilweise auf kleinstem Raum zu Hause leben und arbeiten, auch der Partner und die Kinder. Eine ganz neue Situation für viele von uns. Die Arbeit wird nicht mehr als lustvoll erlebt. Wir können uns auch nicht mehr eine kurze „Auszeit“ nehmen, uns einfach auf einen Kaffee treffen oder auf ein gemütliches Essen. Der Spaß kommt viel zu kurz.

 

Das Bedürfnis nach Selbstwerterhöhung kann besonders bei jenen Menschen verletzt sein, die durch die Krise ihre Arbeit verloren haben.

Literaturquellen